Welt-Lungenkrebstag 1. August

Laufend neue Erkenntnisse und Entwicklungen – österreichische Wissenschaftler*innen weltweit vorne mit dabei – Behandlungssituation in Österreich international beispielgebend

Anlässlich des Welt-Lungenkrebstages am 1. August zieht die Fachgesellschaft der österreichischen Lungenfachärzt*innen, ÖGP[1], eine höchst positive Bilanz: Bei der Behandlung des Lungenkarzinoms gibt es einen enormen Wissenszuwachs. Spektakuläre neue Therapien wie „zielgerichtete Chemotherapie“ mittels „bewaffneter Antikörper“[2] oder bispezifische Antikörper[3], die Tumorzellen mit kampfbereiten Immunzellen zueinander bringen, etablieren sich zunehmend im Praxisalltag. Therapien, die man bisher nur im wissenschaftlichen Studienumfeld erhalten konnte, sind heute allen Patient*innen zugänglich. Ein Fortschritt, der nicht zuletzt österreichischen Wissenschaftler*innen, deren ausgezeichneter Vernetzung untereinander und international und den guten Rahmenbedingungen der österreichischen Therapielandschaft zu verdanken ist.

Lungenkrebstherapie – eine Erfolgsgeschichte

„Die Therapie dieser potenziell tödlichen Erkrankung hat sich in den letzten Jahren rasend schnell weiterentwickelt. Zielgerichtete Therapien und die moderne Immuntherapie haben Überlebenszeit und Lebensqualität enorm verbessert. Neue Ansätze sowie Kombinationen der verschiedenen Therapien kommen laufend hinzu. Auch die Chancen auf Heilung verbessern sich – je nach Erkrankungsstadium und Tumorart. Und was wir schon erwartet und erhofft haben, ist jetzt Realität: Viele Lungenkrebs-Therapien, die früher nur in Spätstadien zur Anwendung kamen, können dank intensivster Forschungs- und Studienarbeit heute bereits in Frühstadien angewendet werden und das Behandlungsergebnis für die Patientinnen und Patienten nochmals verbessern“, zeigt sich Lungenkrebsspezialist OA Dr. Maximilian Hochmair, Leiter der ÖGP-Expert*innengruppe Pneumologische Onkologie, begeistert.

Hochmair, der die pneumoonkologische Tagesambulanz/Tagesklinik an der Klinik Floridsdorf leitet und auch am Karl Landsteiner Institut für Lungenforschung und pneumologische Onkologie forschend tätig ist, er erinnert sich: Zu Beginn seiner Laufbahn habe es nur die Möglichkeiten Operation, Chemotherapie und/oder Bestrahlung gegeben. Mit der Entwicklung der zielgerichteten Therapien[4] und der Immuntherapie[5] kam dann eine Entwicklung in Gang, die die Therapie des Bronchialkarzinoms revolutionierte und für großes Umdenken sorgte.

„Seitdem lernen wir immer mehr dazu. So werden wir beim ‚Tumorprofiling‘ immer besser – wir kennen jetzt fast 50 unterschiedliche Lungenkrebsarten, die individuell verschieden behandelt werden müssen. Wir kombinieren heute alle uns zur Verfügung stehenden therapeutischen Möglichkeiten und haben ein immer besseres ‚Finetuning‘. Für die Patient*innen bedeutet dies: Sie können immer mehr von diesen neuen, weniger belastenden und effektiv wirkenden Behandlungsformen profitieren. Sie können damit immer gezielter, immer individueller und jetzt eben auch immer früher damit behandelt werden“, führt Hochmair weiter aus.

Immer ausgefeiltere medikamentöse Ansätze – zwei Beispiele

„Zielgerichtete“ Chemotherapie

Als Beispiel für neue, spektakuläre Therapieansätze, die nun auch schon Einzug in die Praxis gefunden haben, nennt Hochmair die Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (kurz AWK), auch als „zielgerichtete Chemotherapie“ bezeichnet.

Hierbei wird, sehr vereinfacht formuliert, ein im Labor hergestelltes Antikörper-Molekül, das auf ein bestimmtes Ziel am Tumor „eingestellt“ ist, mit einem Chemotherapeutikum (Zytostatikum) „beladen“ („bewaffnete Antikörper“ / „armed antibodies“). Somit entfaltet die Chemotherapie zielgenau am Tumor ihre Wirkung und gesunde Zellen werden besser geschont, als bei einer herkömmlichen systemischen Chemotherapie, die auf alle sich schnell teilenden Körperzellen wirkt und daher zu Nebenwirkungen wie Haarausfall führt.

Bizpezifische Antikörper

„Bispezifische Antikörper seien hier ebenfalls beispielhaft erwähnt“, so Hochmair. Sehr vereinfacht gesagt, können bispezifische Antikörper – im Gegensatz zu monoklonalen Antikörpern – gleichzeitig an zwei verschiedenen Tumormerkmalen binden. Somit werden Tumorzellen gezielt mit kampfbereiten Immunzellen zusammengebracht.

„Beides sind gute Beispiele dafür, dass das, was vor kurzem noch Zukunftsmusik war, heute bereits als etablierte Methode Einzug in die Praxis gefunden hat.“

Österreich bei Lungenkrebs hervorragend aufgestellt

Eine unglaublich rasante Entwicklung, an der österreichische Wissenschaftler wie Hochmair, der beispielsweise Koautor von zwei wichtigen, rezenten Studien ist, die im renommierten New England Journal of Medicine (NEJM) veröffentlicht wurden (im Oktober 2023[6] und April 2024[7]), maßgeblich beteiligt sind.

„Die österreichische Pneumologie ist national und international bestens vernetzt, nicht zuletzt dank der Fachgesellschaft der österreichischen Lungenfachärzt*innen ÖGP. Wir haben daher in Österreich eine hohe Forschungs- und Studienaktivität auf dem Gebiet des Bronchialkarzinoms und sind bei Studien und in der Folge auch bei der Zulassung von Medikamenten immer vorne dabei.“

Auch bei der bei der Behandlung von Lungenkrebs ist Österreich top, betont Hochmair: „Wir haben eine extrem gute Behandlungssituation: Aufgrund der hervorragenden Behandlungsstrukturen in Österreich können wir an den spezialisierten Zentren und Lungenkrebsabteilungen unsere Patientinnen und Patienten mit den modernsten therapeutischen Möglichkeiten versorgen, also zum Beispiel auch mit Medikamenten, die zurzeit noch ausschließlich im Rahmen von Studien zur Verfügung stehen.“

Über Lungenkrebs

Lungenkrebs ist nach wie vor weltweit die tödlichste Krebserkrankung. In Österreich erkranken jährlich rund 5.000 Menschen an einem Lungenkarzinom, etwa 4.000 sterben jedes Jahr daran. Rund 90% sind oder waren Raucher*innen.

Die Therapie dieser potenziell tödlichen Erkrankung hat sich in den letzten Jahren rasend weiterentwickelt. Die Therapien werden immer maßgeschneiderter, wirkungsvoller und zielgerichteter und damit auch nebenwirkungsärmer. Überlebenszeit und Lebensqualität der Patient*innen haben sich enorm verbessert.

Dennoch sei erwähnt: Nichtrauchen, aktiv wie passiv, ist nach wie vor der beste Schutz vor Lungenkrebs.

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[1] ÖGP – Österreichische Gesellschaft für Pneumologie

[2] ADCs (antibody drug conjugate), Antikörper-Wirkstoff-Konjugat, kurz AWK, ist ein Immunkonjugat, bei dem ein Arzneistoff über einen Peptidlinker an einen Antikörper gekoppelt ist. Die meisten Antikörper-Wirkstoff-Konjugate sind Chemoimmunkonjugate, bei denen ein zytostatischer bzw. zytotoxischer Arzneistoff an den Antikörper geknüpft ist. In diesem Fall spricht man auch von bewaffneten Antikörpern („armed antibodies“).

[3] Bispezifische Antikörper – im Gegensatz zu „herkömmlichen“ Antikörpern können sie gleichzeitig an zwei verschiedene Oberflächenmerkmale binden und so die Tumorzellen mit „kampfbereiten“ Immunzellen der körpereigenen „Abwehr“ zusammenbringen.

[4] Zielgerichtete Therapien sind Therapien, die sich speziell gegen Tumorzellen und deren Eigenschaften richten. Im Gegensatz dazu wirkt die Chemotherapie systemisch, also auf alle sich schnell teilenden Körperzellen.

[5] Immuntherapie: Das Prinzip der Immuntherapie besteht darin, das körpereigene Immunsystem im Kampf gegen den Tumor zu unterstützen. Der Hintergrund dazu: Normalerweise ist das Immunsystem dazu imstande, Tumorzellen zu erkennen und zu bekämpfen. Es gelingt aber vielen Tumorzellen, sich zu „tarnen“ und diesen körpereigenen Selbstverteidigungsmechanismus zu umgehen; der Tumor kann somit ungehindert wachsen. Die Immuntherapie hilft bei der „Enttarnung“ und somit können die Tumorzellen vom Immunsystem wieder erkannt und angegriffen werden.

[6] N Engl J Med 2023;389:1672-1684 | DOI: 10.1056/NEJMoa2304875

[7] N Engl J Med 2024;390:1265-76 | DOI: 10.1056/NEJMoa2310532

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